Proben

Einblicke in die Theaterarbeit

 

Einen ganzen Einkaufswagen voll mit Utensilien wie Stäben, Bällen, Tüchern, Springseilen etc. zieht Erika Kreißl Brandenberger jeweils hinter sich her, wenn wir uns am Dienstagabend zur Probe im Saal des Sonnengartens treffen.

 

Doch bevor dies alles zum Einsatz kommt, gibt es immer zuerst ganz viel Organisatorisches zu besprechen. Danach wirft Erika jedem ein Springseil zu. Vorwärts, rückwärts und überkreuzt wird mit dem kreisenden Seil der Kreislauf bis zu Galoppsprüngen des Herzens in Schwung gebracht. Dann wird mit Stöcken gefochten, mit Tüchern und Bällen jongliert und eine Schaumstoffrakete zu einer Sprachübung quer durch den Saal geschossen. Zuletzt wird ein erbärmlicher, kleiner Plüschhund, der alle Viere auf dem Saalboden von sich streckt, von der ganzen Gruppe aufs heftigste verspottet und beschimpft.

 

 Stimmlich und bewegungsmässig vorbereitet, geht es dann auf der Bühne weiter. Zu verschiedenen Szenerien geht es meist darum, die verschiedenen Temperamente deutlich im Ausdruck zur Darstellung zu bringen. Nach einer kurzen Pause in der Erika ihre Truppe mit Süssigkeiten verwöhnt  werden die einzelnen Szenen des Projektes erarbeitet.

Wer gerade nicht auf der Bühne ist, übernimmt die Rolle der Souffleuse/des Souffleurs, oder übt selbstständig mit seinem Partner in einem Nebenraum. So verfliegt die Zeit im Nu und würde ohne zusätzliche Probenwochenenden längst nicht ausreichen, um ein solch anspruchsvolles Theaterstück mit einer Laientruppe einzuüben. So bekommt jeder Gelegenheit, innerhalb eines Jahres, vielleicht sogar ein gutes Stück über sich selbst hinauszuwachsen.

 

"Einmal wöchentlich treffen wir uns zu unseren Theaterproben. Als Erstes geht es ran an den Speck im wahrsten Sinne des Wortes. Wir springen Seil "um die Wette"; vorwärts, rückwärts, kreuz und quer und fechten miteinander. Jonglierend üben wir verschiedene Zungenbrecher. Unsere Müdigkeit verfliegt im Nu. Frisch und voller Enthusiasmus begeben wir uns in die geheimnisvolle Welt des Theaters. Wir schlüpfen in verschiedene Rollen hinein, probieren uns in die vier Temperamente einzufühlen und sie darzustellen. Es ist immer ein Wagnis und eine Chance zugleich, mein gewöhnliches Sein beiseite zu schieben, in eine mir neue Rolle zu schlüpfen und mir neu zu begegnen."

Nelli Richter-Schmidt